Unternehmen mit internationalen Geschäftsbeziehungen sind erfolgreicher als solche, die nur begrenzte Märkte bedienen. Daher planen viele Unternehmen ihre Auslandsaktivitäten deutlich auszubauen. Die Zunahme der grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen beruht jedoch auch auf tief greifenden Veränderungen der unternehmensexternen Rahmenbedingungen. Hierzu zählen vor allem politische und wirtschaftliche Entwicklungen wie die Liberalisierung des Welthandels, die EU-Integration sowie die Sättigung traditioneller Märkte und damit verbunden ein steigender Kostendruck im In- und Ausland. Viele Unternehmen sind daher gezwungen aufgrund einer fehlenden Marktnähe den Schritt vom Export zu intensiveren Marktbearbeitungsformen zu wagen. Andere müssen wegen der verschärften Konkurrenz Teile ihres Produktspektrums aufzugeben und stehen damit vor der Gefahr, dass ihnen der Heimatmarkt wegbricht. Die Verschlechterung des Absatzes zwingt sie folglich ihren Aktionsradius international auszuweiten. Der Schritt ins Ausland kann in diesen Fällen als zunächst reaktiv betrachtet werden.
Gleichzeitig erleichtert der Wandel der externen Rahmenbedingungen auch den Einstieg in internationale Märkte und die Realisierung des Auslandsengagements. Eine die Internationalisierung von mittelständischen Unternehmen vereinfachende Wirkung geht von technologischen Entwicklungen in den Bereichen Kommunikation, Verkehr und Finanzdienstleistungen aus. Sie offerieren den Unternehmen differenziertere Möglichkeiten des Markteintritts und der Organisation länderübergreifender Geschäftsabläufe. Darüber hinaus bietet sich den Unternehmen eine erhöhte Disponibilität externer Dienstleistungen. Beratungsinstitutionen bieten den Unternehmen weit reichende Informationen bezüglich ausländischer Märkte und Finanzierungsmodalitäten und reduzieren auf diese Weise die Risiken bei der Auswahl der Auslandsstandorte und dem Einstieg in fremde Regionen. Derartige Hilfestellungen reduzieren die Ressourcennachteile im Vergleich zu großen multinationalen Unternehmen, die über mehr Auslandserfahrung verfügen und speziell für die Erfassung von Länderinformationen Personal abstellen können.
Häufig wird in der Literatur die Behauptung aufgestellt, dass mittelständische Unternehmen aufgrund ihrer geringen finanziellen und personellen Ressourcen gravierende Nachteile bei der Internationalisierung haben. Diese Darstellung lässt jedoch außer Acht, dass Wettbewerbsfähigkeit nicht in erster Linie durch die Unternehmensgröße bestimmt wird und mittelständische Unternehmen trotz ihrer größenbedingten Nachteile erhebliche Wettbewerbsvorteile generieren können. Dies belegen die vielen Beispiele mittelständischer Unternehmen, die in ihren spezifischen (Nischen-)Märkten Europa- oder sogar Weltmarktführer sind. Die Zahl dieser so genannten „Hidden Champions“ beläuft sich laut Schmitt allein in Deutschland auf 500.
Die Existenz der „Hidden Champions“ legt die Vermutung nahe, dass nicht die Unternehmensgröße den Unternehmenserfolg bestimmt, sondern andere Faktoren über den Erfolg bei der Internationalisierung von mittelständischen Unternehmen entscheiden. Die Frage lautet daher:
Welche allgemeingültigen und entscheidenden Ursachen hat der Erfolg mittelständischer Unternehmen im Rahmen der Internationalisierung?